Ausblick: Deutsche Jugendmeisterschaften in Heilbronn
Das Training nur eingeschränkt möglich. Die Trainingsstätten für viele Talente spät geöffnet. Die Höhepunkte mit U20-WM und U18-EM verschoben. Der nationale Wettkampf-Kalender arg dezimiert. Das Corona-Jahr 2020 meinte es wahrlich nicht gut mit den jungen Sportlern, die in diesem Jahr eigentlich den nächsten Entwicklungsschritt machen und sich für größere Aufgaben empfehlen wollten. Jetzt aber gehört die Bühne ihnen ganz allein – und sie können zeigen, wie gut sie die vergangenen Monate genutzt haben!
Die Deutschen Jugendmeisterschaften der U20 und U18 in Heilbronn bilden am kommenden Wochenende (4. bis 6. September) den Höhepunkt der Wettkampf-Saison für die Athleten der Jahrgänge 2004 bis 2001. Das grüne Licht für diese Veranstaltung wird bei vielen Talenten noch einmal neue Energie freigesetzt haben, denn im Kampf gegen starke gleichaltrige Konkurrenz werden auch die Weichen für zukünftige Herausforderungen gestellt.
Zwei neue deutsche Rekordler in der U18
Trotz eingeschränkter Wettkampf-Möglichkeiten haben es in dieser Saison zwei junge Athleten geschafft, in ihren Disziplinen sogar neue deutsche U18-Bestleistungen aufzustellen: Steven Richter (LV 90 Erzgebirge) schraubte die Marke im Diskuswurf mit der 1,5 Kilo-Scheibe auf 65,95 Meter, Serina Riedel (TSV Zeulenroda) die im nationalen U18-Siebenkampf auf 5.818 Punkte.
Beide sind in Heilbronn doppelt im Einsatz: Der junge Sachse mit dem Diskus und mit der Kugel – und dort keineswegs unangefochten, denn unter anderen Mika Sosna (TSG Bergedorf; 64,05 m) sowie Dominik Idzan (LG Stadtwerke München; 20,85 m) haben sich in dieser Saison ebenfalls schon in Topform präsentiert. Die junge Thüringerin startet über 100 Meter Hürden und im Weitsprung jeweils mit Chancen auf das Podium.
In zwei Wettbewerben können sich die großen Favoriten der U18 wohl nur selbst schlagen: Hessen-Rekordler Kai Hurych (KSV Fürth 09; 76,81 m) hat mit dem Hammer in diesem Jahr satte zwölf Meter weiter geworfen als die Nummer zwei der Meldeliste. Im Weitsprung jagt Oliver Koletzko (Wiesbadener LV; 7,72 m) neben der Goldmedaille weiter die deutsche U18-Bestleistung von 7,77 Metern – von seinen DM-Konkurrenten ist in diesem Jahr im Freien noch keiner jenseits der sieben Meter gelandet.
Drei Medaillengewinner von Braunschweig am Start
In der U20 präsentieren sich einige Talente, die schon bei der DM der Aktiven im August in Braunschweig auf dem Treppchen standen: Große Favoritin im Speerwurf ist Lea Wipper (SC DHfK Leipzig; 57,03 m), Gewinnerin der DM-Bronzemedaille. Erster Anwärter auf die Goldmedaille im Hammerwurf ist der Deutsche Vizemeister von Braunschweig Merlin Hummel (UAC Kulmbach; 76,95 m). Im Dreisprung hat Caroline Joyeux (LG Nord Berlin; 13,37 m) seit der DM eine Bronzemedaille und den ersten 13-Meter-Satz auf dem Konto.
Auch die Meldeliste über 400 Meter Hürden führt ein Athlet an, der in diesem Jahr schon auf dem DM-Treppchen stand – und zwar ganz oben: der Deutsche U20-Meister im Zehnkampf Marcel Meyer (Hannover 96). Die Deutsche U20-Meisterin im Siebenkampf Lara Siemer (Rukeli Trollmann e.V.) hat über die Kurzhürden gemeldet.
Starkes 400-Meter-Feld
Über 400 Meter der weiblichen U20 könnte es richtig schnell werden, wenn die stark verbesserte Brenda Cataria-Byll (LG Olympia Dortmund; 52,77 sec) auf die Vierte der Hallen-DM Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg; 53,43 sec) trifft. Auch die 1.500 Meter mit der DM-Vierten Verena Meisl (LG Olympia Dortmund; 4:17,85 min) sowie die 3.000 Meter – wo Antje Pfüller (LG Region Karlsruhe) und Anneke Vortmeier (ASV Duisburg) nicht nur starke Zeiten, sondern auch jede Menge internationale Erfahrung mitbringen – dürften schnell und spannend werden.
Lilly Kaden (FC Schalke 04) und Talea Prepens (VfL Cloppenburg) standen schon in Braunschweig gemeinsam im DM-Finale, in Heilbronn könnten sie beide Sprint-Titel unter sich ausmachen. Auf den Spuren seines Bruders Mohamed, Deutscher Meister der Männer über 5.000 Meter, wandelt Yassin Mohumed: Der 17 Jahre junge Dortmunder rennt auf den 12,5 Stadionrunden um den U20-Titel. Über 1.500 Meter voraussichtlich unangefochten: Sven Wagner (USC Mainz). Mit seiner Bestzeit von 3:42,47 Minuten war er 2020 mehr als zehn Sekunden schneller als der Rest der Konkurrenz.
Fans können auch zuhause mitverfolgen, wie die Titeljagd in Heilbronn ausgeht! Auf leichtathletik.de präsentieren wir an allen drei Wettkampf-Tagen einen Livestream, der mit dem ersten Wettbewerb startet und nach der letzten Entscheidung endet. Darüber hinaus gibt es wie gewohnt Live-Ergebnisse, viele Bilder und Video-Clips sowie große Tageszusammenfassungen und Impressionen auch auf Instagram & Co.!
>> Zum Livestream der Jugend-DM 2020
Aus baden-württembergischer Sicht bietet sich folgendes Bild:
In der männlichen Jugend U20 schielt Sprinter Leon Evers (VfB Stuttgart 1893) auf das Podium – er reist mit der drittschnellsten Zeit dieser Saison an. Auch Felix Herrmann (TSG Steinheim) und Felix Frühn (LG Offenburg) sind Kandidaten fürs 100-Meter-Finale. Der Mannheimer Robin Ganter (MTG Mannheim), Vorjahressiebter über 100 Meter, und Vierter über 200 Meter, möchte sich sicher in beiden Sprintfinals präsentieren. Über 110 Meter Hürden ist eine Medaille sogar noch aussichtsreicher. Über 800 Meter scheint Gold nur über Adrian Engstler (TV Villingen) zu gehen, der in der Meldeliste über eine Sekunde Vorsprung hat. DIe Meldeliste über 2.000 Meter Hindernis führt der Karlsruher Florian Zittel an. Im 5.000-Meter-Lauf sind mit Jona Bodirsky (TSV 05 Rot) und Paul Specht (VfL Sindelfingen) gleich zwei Medaillenkandidaten im Rennen. Für Niklas Sammet (MTG Mannheim) ist im Dreisprung eine Medaille in greifbarer Nähe. Reicht es sogar zu Gold? Diese Farbe ist im Kugelstoßen wohl für Eric Maihöfer (LG Staufen) reserviert – vorausgesetzt, der Drehstoßer trifft einen guten Versuch.
Anna Schall (LG Tuttlingen-Fridingen) ist unter den Top3 der schnellstgemeldeten 800-Meter-Läuferinnen in der weiblichen Jugend U20. Mit Abstand vorne liegt Antje Pfüller in der 3.000-Meter-Meldeliste. Die Karlsruherin ist klare Favoritin in diesem Feld. Über 100 Meter Hürden kann Jule Tiltscher aus Ulm bei der Medaillenvergabe ein Wörtchen mitreden. Damit liebäugeln vermutlich auch die Hindernisläuferinnen Charlotte Römer (LAZ Ludwigsburg) und Kim Bödi (VfL Sindelfingen). Im Hochsprung hat Lokalmatadorin Jara Ellinger auf dem Papier die Nase vorne – allerdings nur um 3 Zentimeter. Ella Buchner (LC Überlingen) ist im Stabhochsprung als Zweitbeste gemeldet und damit in Lauerstellung auf das Podium. Ihres Vereinskollegin Lisa Kramer kann im Dreisprung vorne mithalten.
Tom Anderer aus Reichenbach gehört zu den schnellsten U18-Jungs sowohl über 200 Meter als auch über 110 Meter Hürden. Luis Schaich (SV Winnenden) hat ganz klar das 800-Meter-Finale vor Augen. Kurt Lauer (LAZ Ludwigsburg) liegt in der 2.000-Meter-Hindernis-Meldeliste ganz vorne. Deutlich enger zu geht es im Hochsprung, wo der Ulmer Max Bauer nicht chancenlos ist, was eine Medaille angeht. Gleiches gilt für Kugelstoßer Noah Tizian Lauria (LG Filder).
Bei den U18-Mädels möchtel sich Laura Raquel Müller (Unterländer LG) den Titel über 100 Meter zurückholen; zu dem liegt sie auch im Weitsprung ganz vorne in der Meldeliste. Helen Baumgarten (SR Yburg Steinbach) ist Finalkandidatin über 100 und 200 Meter. Die Freiburgerin Valerie Koppler ist nicht nur Final-, sogar Goldkandidatin über 800 Meter, ebenso wie Lisa Merkel (LG Region Karlsruhe) über 1.500 Meter. Die Sindelfingerin Nina Waltert liegt über 2.000 Meter Hindernis auf zwei. Position der Meldeliste. Marie Jung (SSV Ulm 1846) hat im Hochsprung Chancen auf eine Medaille. Die Mannheimerin Ruth Hildebrand könnte mit einem weiten Satz in den Sand eine Medaille klarmachen. Im Dreisprung jedenfalls scheint das kein Problem für die Führende der Meldeliste zu werden. Eine zweite Mannheimerin, Fehintola Oladejo, wird hier um die Medaillen mitspringen. Im Kugelstoßen halten Milaine Ammon (LG Staufen) und Nina Ndubuisi (SG Schorndorf 1846) die württembergischen Fahnen und Anspräche aufs Podium hoch. Titelverteidigerin Aileen Kuhn (LAZ Ludwigsburg) steigt auch in Heilbronn in den Hammerwurf-Ring. DIe Ulmerin Franca Arnold könnte im Speerwurf eine Medaille ergattern.